20.210.421:0.756 Zum Archiv

Radikal war ich nie. Auch nicht in Bezug auf meinen Willen als Schriftsteller in die Mitte der Gesellschaft vorzustoßen, denn was wir gemeinhin künstlerischen Erfolg nennen, im Fokus des interessierten Publikums zu stehen, ist nur um den Preis zu haben, dass man das System stützt, auch wenn man es vermeintlich mit seiner Kunst unterläuft.

Die Qualität eines Textes macht ja nicht die Identität eines Künstlers aus. Es ist das Echo, welches eine Gesellschaft auf seine Bemühungen in der kulturellen Mitte der Verwertungsgesellschaften erzeugt. Dabei ist es egal, ob es sich dabei um Museen, Verlage, Kinos oder andere kapitalistische Verwertungsgesellschaften handelt. Kunst ist ja doch nur eine weitere Ware, mit der der Künstler sein Auskommen findet, um seine Kunst zu finanzieren, mit deren Produkten dann wiederum die Verwertungsgesellschaften ihre Profite generieren.

Kunst und Kunstproduzenten, die sich derartigen Verwertungsmechanismen verweigern, bleiben zwangsläufig unsichtbar, denn das, was die Ware erfolgreich macht, in der Mitte, bei den Käufern, ist die Werbung, das Marketing. Und dieses Marketing unterscheidet sich in seiner Funktion im Bereich der Kunst nicht von jener einer x-beliebigen Verkaufsstrategie in der Automobilbranche. In einer Gesellschaft, die alle Bereiche des Lebens ökonomisiert hat, kann Kunst nur bestehen, wenn sie ihren Wert als Ware anerkennt, selbst dann, wenn das Produkt des künstlerischen Prozesses, diesen Warenwert hinterfragt, kritisiert und zurückweist.


20.210.407:1.478 Zum Archiv

Am Tage ist der Eremit bei sich, wenn der Himmel sich über ihm ausspannt, als wäre er in Urlaubsstimmung. Doch bricht die Nacht herein und schleichen die Schatten durchs Haus und heulen die Vergessenen im Tal, wäre auch ihm eine warme Hand lieb und teuer, die sich ihm entgegenstreckt und ihn ein Blick berührt und er durch ihn sein Gegenüber.


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