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20.200.630:0.614
Manchmal ängstige ich mich, dass mir eines Tages ein Morgen grauen wird, der mich außerstande setzt, zu schreiben, dass ich keinen Gedanken mehr fassen könnte, der sich sprachlich meistern, bezwingen und formen ließe. [zum Eintrag]

20.200.629:1.740
Es bedarf eines Zeichens. Eines Signums, das unser entseeltes Zeitalter mit Leben erfüllt. Ein kraftvolles Zeichen muss es sein. Ein abwegiges. Ein nutzloses. Poetisches. Pathetisches. Lächerliches. [zum Eintrag]

20.200.628:1.117
Flanieren ist aus der Mode gekommen. Gehen. Schritt für Schritt. Mit Spazierstock, Hut und Brille. Ohne Messgerät. [zum Eintrag]

20.200.628:1.047
Es ist seltsam, wie sich in meiner literarischen Produktionsweise die Arbeit in verschiedenen Gattungen oft ausschließt. In manchen Phasen sind Gedichte die einzige Möglichkeit mich der Welt zu nähern, zu anderen Zeiten steht die Epik/Prosa im Zentrum. [zum Eintrag]

20.200.627:0.844
Der Mensch ist kein Abfall, ruft in Arthur Millers Thaterstück Death of a salesman, kongenial verfilmt von Volker Schlöndorf, Dustin Hoffman alias Willy Loman voller Verzweiflung und Hilflosigkeit seinem Boss entgegen. [zum Eintrag]

20.200.627:0.821
H. hat nach dem Lesen meines Journals eine Frage aufgeworfen, die durchaus berechtigt ist. Was bedeuten die Kennzahlen der Einträge. [zum Eintrag]

20.200.627:0.717
Wenn ich lese, womit Herrndorf sich herumschlagen musste, dann verläuft mein Leben doch eher einfach und ohne große Komplikationen. [zum Eintrag]

20.200.626:0.815
Immer radikal, niemals konsequent soll der Gründer des März Verlages Jörg Schröder einmal gesagt haben. [zum Eintrag]

20.200.626:0.733
Was lässt sich sagen über die Dichter, ihre Posen? Fotographien sind mir in Erinnerung. [zum Eintrag]

20.200.715:0.647
Ich nenne mich gerne einen Unbrauchbaren. [zum Eintrag]

20.200.625:1.410
Selbst die Vögel bleiben zu Hause. [zum Eintrag]

20.200.625:1.312
Ein früher Morgen. Sachtes Schilf unter freiem Himmel. Stille über dem See und das Licht federleicht wie ein einsames Wollen nahe am Vergehen. Im Kiesbett reiben sich die Steinchen aneinander wund und ihr Schmerz zerknirscht den Tag. [zum Eintrag]

20.200.624:1.554
In unserem Schulsystem neigen wir jedoch dazu, an den Grenzen Halt zu machen, die Grenzen lediglich als einen Zielpunkt der Einhegung des Denkens zu begreifen, ohne darauf hinzuweisen, dass nur die Überschreitung der Begrenztheit zu einer Befreiung des Denkens aus seinen zeithistorischen Fesseln beiträgt. [zum Eintrag]

20.200.624:0.653
Einem zeitgenössischen Autor, dem nicht allein das Schreiben von Romanen am Herzen liegt, der nicht nur die Oberfläche der gesellschaftlichen Verhältnisse abbilden, sondern vor allem die Mechanismen, die die Welt steuern, enthüllen will, dem stellen sich drei formale Probleme. [zum Eintrag]

20.200.623:2.112
Was bleibt dann von der Kunst, wenn der Mensch seinen zentralen Platz als Subjekt der Geschichte zusehnds einbüßt? Was kann eine Literatur, die Geschichten über Menschen erzählt, dann noch für die Menschen leisten? [zum Eintrag]

20.200.623:1.323
In der Echolosigkeit meiner Zeit kann nur die Beständigkeit der Tage mein Denken befreien. [zum Eintrag]


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