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Tagebuch 1979 | 22. Juli 1979

Mein Entschluß ein Tagebuch zu führen, kommt spontan und ohne viel Überlegung. Meine Eltern haben schon oft gedrängt, daß ich ein Tagebuch zu schreiben beginnen sollte. Der Beginn meines Tagebuchs mag vielleicht etwas Banal klingen, jedoch hoffe ich, daß die Rechtschreibfehler, Stilfehler sich in Zukunft bessern werden. Sollte dieses Tagebuch je ein Mensch lesen, so bitte ich ihn nicht darüber zu lachen, sondern es aufmerksam zu lesen und zu bedenken, daß hier, an diesem Buch nur ein Mensch und kein Genie gearbeitet hat.
Am 22. Juli 1979, dem Tag, an dem ich begonnen habe zu schreiben, ist nichts Besonderes vorgefallen. Meine Eltern waren am Vortag zu einer Wanderung auf die Schneealm aufgebrochen und ich war nun alleine zu Hause. Um 11 Uhr morgens riß mich der Wecker aus dem Schlaf. Ich stand auf, machte mir Frühstück und legte mich wieder nieder. gegen 12 Uhr begann ich endlich mit vollem Bewußtsein meine Mahlzeit zuzubereiten. Es gab Fisch und Reis, zur Nachspeise bereitete ich mir einen Obstsalat. Kurz nachdem ich meine Mahlzeit begonnen hatte, kamen meine Eltern an und meine Mutter vollendete, trotz ihres langen Marsches, die Küchenarbeit. Danach legte ich mich hin, nahm eine Zeitung zur Hand, legte eine Beatles Platte auf, las, was es Neues gab und lauschte der Musik. Gegen 14.30 drehte ich den Fernseher an und schaute mir der Reihe nach den WM Lauf der 750 ccm Klasse der Motorräder an und anschließend Fra Diabolo mit Stan Laurel und Oliver Hardy, welche beide große Komiker und phantastische Schauspieler sind. Als diese Sendungen zu Ende waren, wollte ich Glenn Miller (meinen Lieblingskomponisten), dessen Musik mich fasziniert, anhören. Ich warf, nachdem ich die Platte aufgelegt hatte, einen Blick zum Fenster hinaus und betrachtete die Wolken lange und ausgedehnt. Ich dachte, über alle möglichen und unmöglichen Dinge nach, mit der Untermalung der Musik von Glenn Miller. Diese beiden Komponenten brachten mich dazu, mein Tagebuch zu beginnen, indem ich versuchen werde, einerseits meine Schreibkunst zu verbessern und andererseits meine Eindrücke zu schildern. Ich beobachtete, als ich aus dem Fenster blickte, wie die Wolken dahinzogen und das Wetter etwas aufzuklaren begann. Es war einfach phantastisch zu beobachten, wie die Wolken Gestalten und Formen annahmen und wie sich der Himmel an einigen Stellen öffnete und die Sonne die Wolken beleuchtete. Es ist ein Gefühl, das sich schwer beschreiben läßt und sich nicht leicht in Worte umsetzen läßt. Am Abend sah ich dann den Sonnenuntergang dieses Tages. Es waren zwei Teile von Wolken, in der Mitte war Himmel, die rote Sonne beschien beide Teile der Wolken und einige kleine Wolken, die von der roten Sonne beleuchtet waren, waren grau-rot. ich glaube, jeder Mensch, der so denkt wie ich und den Sonnenuntergang mit den gleichen Augen betrachtet wird wissen, welche Gefühle und Gedanken dabei erlebt werden können. Mein geheimster Wunsch ist es einmal einen Sonnenuntergang von einem Sandstrand aus beobachten zu können.
Mit diesen Eindrücken von dem heutigen Tag möchte ich meine ersten Schreibversuche beenden und hoffe, daß ich noch mehrere Stunden oder sogar mein ganzes Leben daran arbeiten werden kann.[1]


[1] Mein Wunsch von damals ist in Erfüllung gegangen. Zu keiner Zeit, seit diesem 22. Juli 1979 habe ich das Schreiben aufgegeben. Kein Tag ist seither vergangen, an dem ich nicht geschrieben hätte oder zumindest gedanklich damit beschäftigt war, Texte oder Textentwürfe durchzuspielen. Schreiben ist wohl das Einzige, das aus meiner Jugendzeit als Kontinuität in mein Erwachsenenleben herüberreicht. Das Einzige, was mich im Inneren zusammenhält, ist mein Schreiben. [zurück]
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