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Die Österreichische Dramatikerinnen Dramatiker Vereinigung
ÖDV 1993-1999


Dokumente I | Konzept für die Projekte 1994|95

1. Dramatiker/innen – Werkstätten
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Theaterwissenschaft Wien stehen drei Modelle zur Auswahl, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden sollen.

Kurzfristige Perspektive
In den Räumlichkeiten des Instituts könnte ein durch eine Jury (Autorendramaturgie) ausgewähltes Stück dramaturgisch bearbeitet werden. Diese Werkstätte könnte medial bekannt gemacht werden und durch den offenen Zugang eine intensive Diskussion stattfinden. Durch Kleingruppenarbeit könnte gewährleistet werden, dass eine eingehende Diskussion möglich ist. Vielleicht wäre zu überlegen, ob nicht im Zuge dieser Veranstaltung auch noch eine theoretische Begleitveranstaltung sowie eine Podiumsdiskussion in Zusammenarbeit mit der Studienrichtungsvertretung Theaterwissenschaft zu bewerkstelligen ist.

Mittelfristige Perspektive
Als mittelfristige Perspektive in dieser Kooperation sehen wir das Anbieten einer Parallellehrveranstaltung, in der z.B. Theorie und Praxis der Autorendramaturgie erörtert werden könnte. Diese Lehrveranstaltung ist begleitend zu einer etwaigen Aufführung eines Stückes der Stückebörse/Stückebibliothek gedacht. Dazu wären notwendig: DramaturgIn, RegisseurIn, SchauspielerInnen, Autor/in sowie eine begleitende Lehrveranstaltung.
Werkstätte unter Beteiligung mehrere AutorInnen
. Fünf-Tage-Seminare, die in unterschiedlichen Bundesländern abgehalten werden.
Das Seminar wird mit einer Struktur- und Textanalyse durchgeführt unter Beteiligung von ca. 10-12 DramatikerInnen, deren Auswahl aufgrund der eingesandten Texte stattfinden könnte, die aber Mitglieder der ÖDV sein müssten. Die Auswahl treffen jene, die das Seminar leiten. Eine andere Auswahlvariante wäre, dass sich die Jury auf 12 Texte aus der Stückebörse/Stückebibliothek einigt, wo dann die jeweiligen AutorInnen zu einem solchen Seminar eingeladen werden. Bei Absagen kämen die jeweilig Nachgereihten zum Zug. Für ein derartig mittelfristiges Konzept wäre lediglich ein/e Autor/in zur Betreuung des Seminars notwendig.

Langfristige Perspektive
Ein zweiteiliges Seminar nicht nur unter Beteiligung der AutorInnen, sondern auch von SchauspielerInnen. In einem ersten Schritt wird ein Stück gemeinsam in einer Art Autorendramaturgie erarbeitet. In einem zweiten Schritt wird versucht, dieses Stück umzusetzen und schließlich in einer szenischen Lesung oder Inszenierung aufzuführen. Diese Aufführung könnte nach einem der in Punkt 1 genannten Modelle in Kooperation mit dem Institut für Theaterwissenschaft durchgeführt werden.
Für dieses langfristige Modell wären notwendig: Autor/inn/en, Schauspieler/innen, Dramaturg/in und Regisseur/in.


2. Theater der AutorInnen

2.1. Dramatisches Cafe
Wie unten erwähnt, wird es im Zusammenhang mit der Veranstaltung des Dramatischen Cafes immer auch die Präsentation eines Stückes in Form einer szenischen Lesung geben. Wir hoffen so, eine immer breitere Öffentlichkeit für die Qualität der österreichischen Gegenwartsdramatik zu gewinnen.

2.2. Zusammenarbeit mit dem Volkstheater Wien
Das Volkstheater Wien richtet eine neue Spielstätte ein (Am Plafond), einen 40 Sitze Spielraum, der u.a. auch in Zusammenarbeit mit der ÖDV bespielt werden soll. Wir denken daran, dass durch eine Jury, gebildet aus österreichischen AutorInnen (Autorendramaturgie), Stücke aus der Stückebibliothek der Stückebörse (IG Autoren im Literaturhaus Wien) ausgewählt und verwirklicht werden.

2.3. Ähnliche Zusammenarbeit planen wir auch mit anderen Bühnen, sowohl Freien Gruppen, Mittelbühnen (z.B. Schauspielhaus, Ensembletheater) aber auch Großbühnen (z.B. Burgtheater). Die Zukunft wird zeigen, ob und inwiefern eine solche Zusammenarbeit möglich bzw. wünschenswert und zielführend ist.

2.4. Wir streben eine Mitbestimmung beim Projekt ‚Rondell‘ in Wien an. Der ÖDV soll ermöglicht werden, zwei- bis dreimal im Jahr Aufführungen von Stücken österreichischer GegenwartsdramatikerInnen zu organisieren und zu realisieren.


3. Theater Mobile

Österreichische Gegenwartdramatik an österreichischen Schulen. Eine große Anzahl österreichischer Schulen hat eine Bühne oder gar einen Festsaal. In den jeweiligen Bundesländern kann daher ein ortsansässiger Dramatiker ein Stück zur Aufführung bzw. zur szenischen Lesung bringen und zur Diskussion stellen. Unterstützt von den jeweiligen Kulturabteilungen des Landes kommt in diesem Fall das Theater zum Publikum. Pro Jahr können somit neun österreichische DramatikerInnen einem relativ großen und jungen Publikum, abseits des laufenden Theaterbetriebs, vorgestellt werden.

Vorteile:
a) In vielen österreichischen Orten gibt es zwar Schulen, aber keine Theater, um Stücke vorzustellen. Kleinere Provinzorte sind daher vom herrschenden Kulturbetrieb nahezu ausgeschlossen.
b) Einheimische Theaterleute (SchauspielerInnen, AutorInnen u.a.) stellen sich (selbst) vor - direkte Kommunikation ist möglich.
c) Private, örtliche Sponsoren sollen öffentliche, eventuell zusätzliche Aufführungen (Lesungen) unterstützen.
d) Kosten äußerst niedrig.
e) Im Unterricht kann darüber diskutiert und sich mit österreichischer Gegenwartsdramatik auseinandergesetzt werden.
f) Die Aufführungen könnten im Laufe des Jahres ohne zusätzliche Probe- und Inszenierungskosten in angrenzenden Bundesländern wiederholt werden.
g) Langfristige Planung für ÖDV
h) Mindestens zwei Autoren können neben Theater-, Literatur und Kulturbetrieb in einem Bundesland persönlich und mit ihrer Arbeit vorgestellt werden. Die Auswahl der Stücke, die Organisation und Planung erfolgt durch die ÖDV in Zusammenarbeit mit dem BMfUK, den jeweiligen Landeskulturabteilungen, den auch außerschulischen Aufführungsorten und den dafür zu bestimmenden Verantwortlichen. Die Länder bestimmen in Absprache mit Regisseur und Produktionsleiter die Anzahl der Aufführungen und Aufführungsorte - danach richtet sich das Budget. Für den Wiener Raum müsste eine eigene Lösung gefunden werden.


4. Fact finding mission / Symposium

4.1. Mit Ende des Jahres 1993 wird ein Mitarbeiter der ÖDV alle Bundesländer besuchen, um vor Ort alle wichtigen Probleme der österreichischen DramatikerInnen mit den Verlagen, den Theatern, insbesondere aber mit den jeweiligen Dramaurgien, zu recherchieren. Die Ergebnisse werden in einem Abschlussbericht zusammengefasst und an einem Symposium der Öffentlichkeit präsentiert sowie mit Vertretern von Verlagen, Theatern und der Kulturpolitik diskutiert werden.

4.2. Symposium - Zur Situation der österreichischen Gegenwartsdramatik
Anhand der erarbeiteten Unterlagen der Fact-Finding-Mission werden Schwerpunktthemen zur Situation der österreichischen DramatikerInnen festgesetzt und Vertreter der Verlage, der Theater, der Medien und der Kulturpolitik eingeladen, dazu, in kurzen Referaten, Stellung zu nehmen bzw. sich an der daran anschließenden allgemeinen Diskussion darüber zu beteiligen. Gemeinsam mit der Österreichischen Dramatiker Vereinigung und den österreichischen DramatikerInnen sollten dabei erste Lösungsansätze zur Verbesserung der schwierigen Situation entwickelt und deren Umsetzung geplant werden.


5. Dramatische Cafes

Öffentliches Gespräch zur Situation der österreichischen DramatikerInnen. Diese (zweimal im Jahr stattfindenden) DramatikerInnen-Treffen haben mehrere Funktionen:
a) Sie stellen eine Informationsmöglichkeit für die DramatikerInnen über die jeweiligen Aktivitäten der Österreichischen Dramatiker Vereinigung, ihren aktuellen Projekten und Unternehmungen sowie allgemein über ihre unmittelbaren Ziele und Perspektiven dar.
b) Sie sind Informationsangebot für die Öffentlichkeit, die Medien, die Kulturpolitiker und vor allem die Theater. Es sollte gelingen, ein ebenso facettenreiches wie objektiveres Bild über die allgemeine Situation der österreichischen DramatikerInnen zu zeichnen und zu zeigen. Zielsetzung ist es, sozusagen aus erster Hand, Informationen zu bekommen und gleichzeitig die Diskussion über die Probleme und Konflikte der österreichischen DramatikerInnen mit den Verlagen, den Theatern, den Dramaturgen, den Regisseuren u. a. zu beginnen.
c) Sie sind eine Chance, das zu entwickeln, was es derzeit in Österreich nicht gibt, einen Dialog zwischen den Theaterveranstaltern und den TheaterautorInnen. Es soll nicht nur ein Medium der Präsentation der Probleme der österreichischen DramatikerInnen sein, es soll auch jene Öffentlichkeit schaffen, die notwendig ist, damit sich etwas ändert.
d) In einer kurzen (etwa 15minütigen), szenischen Lesung soll jeweils ein Stück der Öffentlichkeit präsentiert werden. Es ist dies ein erster, kleiner Schritt zu einem Autorentheater, das eines der Anliegen der Österreichischen Dramatiker Vereinigung ist.
e) Ablauf: Es ist ein Podium von Gesprächsteilnehmern geladen, das zu einem bestimmten, gestellten Thema kurz Stellung nimmt, um dann sogleich in eine allgemeine Diskussion überzugehen, an dem sich alle Anwesende beteiligen können. Das Treffen soll zu einem fixen Bestandteil der österreichischen Kultur- und Theaterlandschaft werden, zweimal im Jahr stattfinden und ein Modell vorgeben, wie ein Diskurs, ein Dialog aller am Theater Beteiligten entstehen bzw. stattfinden kann.


6. 7 Tage österreichische Dramatik

Im Rahmen der Aktion 75 Jahre Republik. Reif für Tradition - Reich an Innovation des bm:uk (Abteilung Erwachsenenbildung) werden 7 Tage lang, jeweils 3 Stunden am Tag szenische Lesungen österreichischer Dramatik in einem Wiener Theater stattfinden. Jeden Tag soll erstens ein verstorbene/r (vergessene/r, zu Unrecht vernachlässigte/r) Dramatiker/in mittels einer szenischen Lesung eines seiner/ihrer Stücke vorgestellt werden. In enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Theaterwissenschaft werden Kurzporträts erarbeitet, die vor der szenischen Lesung vorgetragen werden; zweitens soll ein prominente/r Autor/in mit einem bisher nicht aufgeführten oder bisher wenig beachteten Stück präsentiert werden; drittens soll ein/e wenig bekannte/r Dramatiker/in vorgestellt werden. Auch zu diesem/r gibt es einleitend ein kurzes Porträt.
Mit der Realisation der szenischen Lesung werden professionelle Regisseure und Schauspieler beauftragt.


Dokumente II | Projektbericht: 7 Tage österreichische Dramatik Koproduktion von ÖDV und Theaterm.b.H in Theaterm.b.H vom 17. - 23. 11. 1994

Im Rahmen der Aktion 75 Jahre Republik. Reif für Tradition - Reich an Innovation des bm:uk (Abteilung Erwachsenenbildung) wurden 7 Tage lang – vom 17. bis 23. 11. 1994 in der Theaterm.b.H. (Zieglergasse 25, 1070 Wien) – jeweils 2 zeitgenössische österreichische Dramatiker/innen pro Tag szenisch präsentiert: Der Eintritt war frei und die Auslastung des Theaters mit beinahe 75% für eine Bühne dieser Größe enorm hoch – insgesamt haben etwa 500 Menschen unsere Veranstaltung besucht, wobei das Publikum von Tag zu Tag unterschiedlich war.
14 österreichischen AutorInnen wurden in Form szenischer Lesungen – von professionellen Schauspieler/inne/n gespielt, von professionellen RegisseurInnen inszeniert – präsentiert. Die Stücke wurden gekürzt (auf etwa 30-40 Minuten) gezeigt. Vorgestellt wurden: Konrad Bayer, Wolfgang Linder, Herbert Berger, Wolfgang Boesch, Gustav Ernst, Lothar Semper, Harald Kislinger, Klaus Haberl, Marlene Streeruwitz, Irina Sapira-Zaharescu, Anselm Glück, Fritz Herrmann, Arnolt Bronnen und Oskar Zemme.

Entsprechend unserem Konzept haben wir:
a) an das dramatische Schaffen zweier verstorbener Dramatiker erinnert: Konrad Bayer und Arnolt Bronnen.
b) in Österreich noch nicht aufgeführte Stücke von prominenten Autor/inn/en gezeigt: Anselm Glück, Harald Kislinger, Marlene Streeruwitz und Gustav Ernst.
c) noch wenig bekannte AutorInnen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht: Wolfgang Linder, Herbert Berger, Wolfgang Boesch, Lothar Semper, Klaus Haberl, Irina Sapira-Zaharescu, Fritz Herrmann und Oskar Zemme.

Die Umsetzung des Konzepts kann ohne Zweifel – das zeigt auch das Presseecho – als gelungen bezeichnet werden. Insbesondere die Autor/innen waren äußerst zufrieden mit der szenischen Umsetzung ihrer Stücke, was uns als Interessenvertretung besonders freut.
Wir hoffen, dass es uns in absehbarer Zeit gelingt 7 Tage österreichische Dramatik zu einer alljährlichen Veranstaltung zu machen, und damit der österreichischen Gegenwartsdramatik sozusagen ein theatrales Schaufenster zu geben.
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Redigierte Version von: Armin Anders (Hrg.) | ÖDV-Handbuch für DramatikerInnen und TheatermacherInnen
Edition Art Science / Wiener Theater, Band 1, Erstausgabe Dezember 2000


autor: armin anders | eingestellt: 19.7.2019 | zuletzt aktualisiert: 19.7.2019
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